Altern (allgemein)
Vorbildgerecht altern
Die Detaillierung der Modelle auf der Modellbahn wird immer besser, die Teile immer filigraner. Ein heutiges Lok- oder Wagenmodell ist mit seinen vielfach freistehenden Ansteckteilen schon sehr nah am Vorbild dran. Das gilt auch für viele Gebäude- und Austattungsmodelle.
Eines aber stört den ansonsten sehr guten Eindruck: Man sehr dem Modell meist an, dass es aus Plastik ist. Zu sauber, zu speckig glänzend, zu grell in den Farben – so ist oft der optische Eindruck.
Schon seit Jahren gibt es daher immer mehr Modellbahner, die dem vorbildgerechten optischen Eindruck in bisschen nachhelfen: “Altern” oder “weathering” heißt die Devise. Allerdings lässt die Qualität mancher “Alterung” sehr zu wünschen übrig. Ein bisschen mit rostiger Farbe einnebeln – das genügt eben nicht.
Pinsel oder Spritzpistole?
Aus dem vorher Gesagten geht schon hervor: Ein bisschen Drübernebeln schafft noch keinen guten Eindruck. Pinsel oder Spritzpistole ist nicht die Alternative. Altern beinhaltet vielmehr beides im Wechsel: Pinsel und Spritzpistole (und manchmal auch noch Pastellkreide): so wird ein vorbildgerechter Effekt erzielt.
Das ist ja auch logisch: Beim Vorbild wird der Verwitterungsprozess vor allem von zwei Faktoren bestimmt: Luftschadstoffe (Ruß, Flugrost…) als Schwebstoffe, und Regen, der diese Schadstoffe auswäscht. Bei bestimmten Materialien kommt noch eine Oberflächenveränderung hinzu: So oxidiert unbehandelter Stahl und rostet, Holz etwa wird von der Sonne gebleicht, wird spröde und rauh. All dies macht schon deutlich: Mit den Drübernebeln ist es nicht getan.
Wichtiger Faktor beim Vorbild: Wasser. Ganz wesentlich ist der Regen am Verwitterungsprozess beteiligt. Wasser läuft an bestimmten Stellen über die Oberflächen hinweg, sucht sich meist den kürzesten Weg und läuft am liebsten an irgendwelchen Fugen oder Nähten entlang. Das hinterlässt die typischen “Laufspuren”, die an allen Gegenständen zu sehen sind, die Wind und Wetter ausgesetzt sind. In Vertiefungen und waagrechten Rändern bleibt oft das Schmutzwasser länger stehen und hier setzt meist auch die Korrosion an. Entscheidend ist, diese Ritzen und Stellen zu kennen und sie im Modell dann nachzubilden. Für die Nachbildung dieser Spuren ist bis heute der Pinsel und verdünnte Farbe unerlässlich.